SRI LANKA

[ My experience in Sri Lanka – Travel Blog in German ]

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Auf dem Weg zurück nach Hause zu meinem Turm. Ein Wasserturm, der Wind und Regen ausgesetzt ist und trotzdem ganz stolz aus dem Hotelkomplex hinausragt. Und dahin verkriecht sich jetzt die Prinzessin. Wohn- und Arbeitsort zugleich. Irgendwie kommt mir immer wieder der Impuls etwas vom Balkon herunter hängen zu lassen, als hätte ich zu viele Märchen in meiner Kindheit gehabt. Langes Haar, Efeu-Ranken – was auch immer. Hauptsache die Erlösung kommt hinauf geklettert.

Erlöst von all den Dramen und Geschichten, die ein halbes Jahr auf dieser Insel mit sich gebracht hat. Wir reden hier von hoffnungsloser Liebe, Betrugsvorfällen und Hinterlist. Aber nein, das soll auf keinen Fall nur negativ wirken. Man kann ja schließlich von allem lernen. Das ist manchmal der einzige Trost, der einem übrig bleibt. Und zudem war es ja überwiegend eine herrliche Zeit. Eine Zeit mit Prinzen und bösen Stiefschwestern und Kämpfen zwischen Königreichen. 

Eine Erkenntnis, die mich tief geprägt hat, ist wie die westliche Kolonialisierung in anderem Mantel noch immer stattfindet. Ich nenne das Neokolonialismus. Wenn selbsternannte Pioniere mit Geld das Land zu ihrem Vorteil nutzen, ungeachtet dem Einfluss auf die Einwohner der Insel. Wenn der Hotelmitarbeiter ein Drittel einer Hotelnacht als Monatslohn erhält. Gerade so viel, dass er seine Familie ernähren kann. Wenn ein Kaffee so viel kostet, wie ein Fischer am selben Strand am Tag verkauft. Dann entsteht eine Parallelgesellschaft und die Spaltung zwischen Arm und Reich, Ost und West, zwischen sogenanntem “erst und zweit Land” bleibt erhalten. 

Dieser Neokolonialismus macht mich total fertig hier. Ich kann auch echt kein Verständnis aufbringen für alle Menschen, die “reisen” gehen, aber einzig und allein ihren altbekannten westlichen Lebensstil auf der anderen Seite der Welt fortsetzen. Wieso machst du dir überhaupt die Mühe dein Land zu verlassen? Das ist komplett Banane. 

Ein anderer Nebeneffekt des westlichen Tourismus hier, ist gescheiterte Liebe. Manche nennen es Sextourismus, aber ich finde, es so zu bezeichnen, ist komplett unromantisch. Auf jeden Fall werden Herzen gebrochen. Von Prinzessinnen, die auf die Insel strömen und sich schutzlos und ohne Vorwarnung in all diese Surfer verlieben und dann feststellen müssen, dass es bereits vergebene Männer ohne Moral sind. 

Das ist ein ernsthaftes Problem. Und ich rede hier nicht aus der Sicht der weissen Prinzessinnen, denn diese kommen meist geschont davon. Sie dürfen lernen, wie Männer auf der anderen Seite der Welt Frauen noch den Hof machen und wie unterschiedliche Kulturen auch unterschiedliche Arten von Liebe-Zeigen hervorbringen. Nein, ich rede hier von den gebrochenen Herzen der Sri Linkischen Frauen, die leider oft mit traditionsgebunden Händen den Einfluss des Westens auf das Gemüt ihrer Männer beobachten. 

Auch hier prallen Welten aufeinander. Aber in high speed und ohne Schutzmechanismus. Während von den Frauen der Insel noch traditionelle Rollen abverlangt werden und sie sich nur in romantischen Liebesidealen verlieren können, haben die Männer dieser Insel schon einen Fuß in die neue Zeit, in die emanzipierte westliche Welt gesetzt. Was das bewirkt? Frustration auf beiden Seiten. Oder besser gesagt, für alle drei Parteien, denn wir dürfen die unschuldige westliche Prinzessin in dieser Konstellation des Fremdgehens ja nicht vergessen. 

Ja, wir reden von Fremdgehen, oder auf neu-deutsch: cheating-culture. Es wird betrogen und gelogen und hintergangen, wie im alten Kaiserreich. Du begegnest einem süssen Inselbewohner am Strand mit hervorragendem Lächeln und ebenso guten Englisch Kenntnissen? Glaub mir, die sonnengebleichten Locken werden von seiner Frau zu Hause täglich zwischen die Finger genommen. Der Grund für diese sehr niedrig schwingende Realität führe ich ebenfalls auf die alte Tradition zurück, Anfang zwanzig seine erste Liebe zu heiraten. Das geht nach hinten los, grade wenn sich der Westen mit in das Realitätsverständnis des Ostens mischt. Da prallt Loyalität auf Freiheitsstreben und Familienzusammenhalt auf Individualitätsbewusstsein.

Weitere Auswirkungen dieser Entwicklung sind, dass auch die braunen Prinzessinnen angefangen haben zu lügen und betrügen. Hier traut keiner keinem mehr. Spannende Zeiten im Königreiche. Und der Anbruch einer neuen Ära. Wünschen tue ich diesem Lande nur, dass es den Einfluss des Westen für das Überspringen von manchen zähen Lernschritten benutzen kann. Oder noch bessere Lösungen findet, insbesondere wenn es um die anstehende Emanzipation geht. 

Ich jedenfalls, durfte viel lernen und habe die Inselbewohner ganz fest in mein Herzen geschlossen. Denn neben der cheating-culture, schenkt dir hier jeder ein herzliches Lächeln und ein friedliches Beisammensein. Ich schliesse die Türe zu meinem Turmzimmer auf und ziehe den Vorhang auf. Die letzten Sonnenstrahlen scheinen herein und ich lächele bei dem Gedanken dieses Königreich schon so lange mein zu Hause nennen zu dürfen. 

with love,
WITTA.

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