Bus Gedanken aus MEXIKO.
[ Reisebericht Mexiko – In German ]
Trockene karge Landschaft. Der highway schlängelt sich um rot braune Hügel, bestückt mit Bäumen ohne Blättern. Hier und da sieht man einfach gebaute Hütten, manchmal aus Lehmsteinen, oft auch nur aus Holz oder Reben. Keine Menschenseele weit und breit, nur ein Vogel der in der Endlosigkeit des blauen Himmels gleitet.
Mir gehen die Gesichter der Flüchtlinge nicht aus dem Kopf, die ich in der Stadt am Busbahnhof beobachtete, während ich auf die Weiterfahrt des Buses wartete. Schön geformte Männergesichter, die voller Erschöpfung und Unsicherheit umherschauen. Der eine betet auf seinem Gebetsteppich, während ein Anderer daneben irgendetwas merkwürdiges konsumiert und wieder ein Anderer verzweifelt nach einer Nadel sucht, um seine SIM Karte zu wechseln. Ich beobachte… und mein Herz explodiert in Liebe. Ich spüre physisch eine Wärme in meiner Brust und am liebsten würde ich jedem Einzelnen das geben, was er sucht und wofür er sich auf den Weg gemacht hat. Daneben stehen Mexikaner, die sich dieser Realität nicht anschließen. Kontrastwelten, die aufeinander prallen.
Und dann ist da diese Steppe in ihrer schieren Trockenheit und Weite, die sich ihrer Unbewohnbarkeit wohl gewahr ist, jedoch in voller Würde jeden Kaktus, jede Pflanze tapfer trägt.
Innerlich bin ich completely detached. Meine Gedanken wandern in Landschaften vergangener Begegnungen. Die Landschaft der Erinnerungen, die der einzige Raum ist, wo man Seelen aus der Vergangenheit im gegenwärtigen Moment begegnen kann. Schon verrückt, wie man mit Seelen verbunden ist, die physisch auf der anderen Seite dieses risen großen Planeten Erde leben. Die in komplett anderen bubbeln umherschwirren, sich um komplett andere Dinge Sorgen und Gedanken machen und nur in der Landschaft der Erinnerungen die gleiche Realität mit einem selbst teilen.
Schon verrückt, wie eine Person das Zentrum deiner Realität werden kann und sich im nächsten Moment weiter entfernt und fremder anfühlt als die Person neben dir im Bus. Wie kann man die intimsten Momente voller Liebe im Herzen teilen und dann nie mehr miteinander reden? Ich verstehe es nicht.
Darüber hinaus die Frage, welche Erkenntnis ich aus dieser Gedankenreihe ziehen kann.
Dass das Einzige was ich besitze die Einfachheit des gegenwärtigen Moments ist. Das Einzige was ich jemals für immer haben werde, die Gegenwart ist, die ich mit Erinnerungen an die Vergangenheit und mit Hoffnung über die Zukunft schmücken kann. Die Süße des Moments ist unendliches Bewusstsein, dass sich durch mich erfährt. Und Bewusstsein erfährt sich durch allem und jeden, durch die Landschaft, die einfach nur ist, durch den Mann, der sich eine Zukunft in einem fernen Land erhofft, durch vergangene Liebenden, die sich an Momente der Verbundenheit erinnern.
Solange man einer Religion, einer Person, einer Philosophie folgt, ist man fremd bestimmt. Solange man nicht seinem innersten Wesen treu ist und auf den Kompass im Inneren hört, solange lebt man weder authentisch, noch ist man in der Süße des Lebens. Gurus, Bücher, Lebensweisen können einen helfen, das Bewusstsein zu erweitern, zu erkennen, aber das Verständnis und die Erkenntnis geschieht in einem Selbst und es ist dieses Selbst, durch dass das unendliche Bewusstsein strömt und sich immer mehr und mehr entfaltet. So ist es nicht nur der Weg der Seele, den wir dadurch beschreiten, sondern wir sind auch gelenkt durch das ewige Bewusstsein, was seiner Natur entsprechend expandiert.
Die Kargheit der Landschaft hat sich mittlerweile in hohe Bergformationen verwandelt. Steile Steinhängen, die sich in Kakteen übersäten Hügeln verlaufen. Das einzige Leben was sich weit und breit zeigt, ist der befahrene highway, der sich um die Berge windet.
Ich sitze am Fenster und erfahre Leben. Meine Seele wird sich ihrer selbst bewusst und für einen kurzen Moment fügen sich alle Puzzleteile des großen Mysteriums zusammen. Was bleibt ist tiefe Dankbarkeit.